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#WiRdigital: Bundestagswahlkampf
Nachbericht: Welche Rolle haben Fake News gespielt?
Am Montag, den 10. Januar hielt Prof. Dr. Florian Meißner (macromedia Hochschule) im Rahmen der Reihe „Wissenschaft im Rathaus“ einen Vortrag zum Thema „Bundestagswahlkampf: Welche Rolle haben Fake News gespielt“. Die Veranstaltung wurde unter dem Motto #WiRdigital gestreamed.
Die Einführung übernahm Bürgermeister Andreas Wolter. Er sprach über kommunale Politik und Demokratie in Zeiten digitaler Medien und Fake News. Die Kommunen, so Wolter, gelten als das Basislager der Demokratie, wo Bundespolitik für Bürger*innen erfahrbar wird, ein Ort der demokratischen Teilhabe. „Wenn aber im Rahmen von Wahlen der Einfluss von Fake News immer deutlicher wird, dann geht es uns alle an.“ Die gezielte, interessengeleitete Einflussnahme auf Wahlen mithilfe von Falschmeldungen sei ein Angriff auf die demokratische Gesellschaft selbst.
Kampf in sozialen Netzwerken
In seinem Vortrag zog Prof. Meißner eine Bilanz zu Desinformationsnarrativen im Bundestagswahlkampf und beleuchtete, wer für die Verbreitung dieser Narrative verantwortlich ist. Zu Beginn stellte er das internationale Medien-Start-up NewsGuard vor, das sich gegen Falsch- und Desinformation im Netz wendet. NewsGuard bewertet die Glaubwürdigkeit von Nachrichten‐ und Informationswebsites. Die Bewertungen lassen sich über eine Browser-Erweiterung anzeigen. Sie werden automatisch neben Nachrichten-Content in sozialen Netzwerken, in Suchmaschinen und direkt auf Webseiten eingeblendet. Somit können Nutzerinnen und Nutzer auf einen Blick sehen, ob eine Webseite vertrauenswürdig ist oder nicht, und sich ergänzend dazu Hintergründe und Belege zu jeder Bewertung durchlesen. Im Hinblick auf die jüngsten Bundestagswahlen schilderte Meißner im Weiteren, wie wichtig die Auseinandersetzung mit dem Thema digitaler Desinformation ist. Er gab einen Einblick, mit welchen Methoden Fake News Misstrauen gegenüber politisch Handelnden schüren.
Wahlprozess, Regierung, Politikerinnen und Politiker
Meißner gliederte die Desinformationen im Vorfeld der Bundestagswahl in drei Arten: Falschbehauptungen zum Wahlprozess (beispielsweise durch Zweifel an Verlässlichkeit der Briefwahl), zum Handeln der Regierungen in Bund und Ländern (beispielsweise im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe) und Falschbehauptungen zu Politikerinnen und Politiker (falsche Zitate, manipulierte Videos und Bilder).
Häufigstes Ziel: die Grünen
Insgesamt wurden im Rahmen des Bundestagswahlkampfes 76 Desinformations-Narrative von NewsGuard dokumentiert. Dabei stellte sich heraus, dass die häufigsten Fake News bezüglich der Partei der Bündnis 90/Die Grünen verbreitet wurden, gefolgt von Union und SPD. Meißner sieht derzeit in Deutschland „keine aufgeheizte Stimmung wie beispielsweise in den USA“, allerdings gebe es laute Minderheiten wie die sogenannten „Querdenker“, für die Verschwörungstheorien ein wichtiger Antrieb seien.
Im Anschluss an seinen Vortrag stellte sich Prof. Dr. Florian Meißner den Fragen des Publikums und erläuterte unter anderem, was jede/r Einzelne tun kann, um sich gegen Fake News zu schützen.
Zur Person
Prof. Dr. Florian Meißner ist Professor für Medienmanagement und Journalistik am Campus Köln der Hochschule Macromedia und Experte für Krisenkommunikation und internationale Journalismusforschung. Über viele Jahre war er als freiberuflicher Journalist tätig, vor allem für öffentlich-rechtliche Medien. Seit 2019 berät er das internationale Medien-Start-up NewsGuard, das sich gegen Falsch- und Desinformation im Netz wendet.
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