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Spielerische Fitnessübungen für Kinder

Kinder können Tagesablauf mitbestimmen

Aufgrund der Corona-Krise sind derzeit nicht nur Fitnessstudios, sondern auch Spiel- und Fußballplätze geschlossen. Die Menschen sollen möglichst zu Hause bleiben. Viele Eltern stellt das vor eine große Herausforderung, denn vor allem Kinder haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Häufig gibt der Wohnraum aber nicht so viel Platz her. Wir haben Prof. Dr. Wolgang Engel von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) gefragt: Welche körperliche Aktivitäten für Kinder können Sie empfehlen, die sich auch Zuhause gut umsetzen lassen?

Prof. Wolfgang Engel: Bewegung an der frischen Luft stärkt nicht nur das physische und psychische Wohlbefinden von Erwachsenen, sondern erst recht auch das von Kindern. Das Bewegungsbedürfnis ist nicht nur bei Kindern größer als bei Erwachsenen, sondern spielt auch für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine entscheidende Rolle.

Hier sind die Eltern eine maßgebliche Größe. Sie leben den Kindern vor, wie es gehen könnte. Ein routinierter Tagesablauf, der Phasen der Arbeit oder im Fall von Kindern und Jugendlichen des Lernens beinhaltet, ist der Fahrplan für ein Zusammenleben auf engsten Raum. Aktive Pausen, die viel Bewegung beinhalten, sollten regelmäßig eingebaut werden. Dabei spielt die Partizipation der Kinder eine wichtige Rolle. Sie sollen mitbestimmen, wie der Tagesablauf gestaltet wird. Dabei sind Regeln aufzustellen, an die sich jeder halten sollte. Regeln, die man sich selbst gibt, werden leichter akzeptiert und eingehalten. Vielleicht ist die sich uns bietende Situation auch eine Chance. Besteht doch die Möglichkeit, Kindern sowie Erwachsenen einen bewegungsreicheren Tagesablauf zu vermitteln.

Die Frage nach der Umsetzung wäre also strukturell geklärt. Bleibt die Frage nach den Inhalten. Hier helfen Fantasie und Fitness Apps. Die zahlreichen Übungen aus dem Netz sind durchaus brauchbar für eine aktive Pause. Allerdings sollten sie spielerisch aufgearbeitet werden. Und dabei ist die Fantasie der Eltern gefragt, z.B. in Verbindung mit einem Brettspiel: Wer eine bestimmte Zahl würfelt darf sich eine Übung aussuchen.

Daneben besteht auch die Möglichkeit zu einer längeren Bewegungsphase an der frischen Luft, z.B. im Stadtwald. Man kann auch mit Kindern joggen gehen. Unterbrochen von einigen spielerischen Fitnessübungen wird Spaß und Abwechslung in die Bewegung gebracht. Hier sollte darauf geachtet werden, das Ansammlungen von Menschen gemieden werden und die Hygiene-Standards berücksichtigt werden.

Grundsätzlich empfehle ich eine gute Balance zwischen geistiger und körperlicher Belastung. Wichtig erscheint dabei direkt Routinen einzuführen und nicht erst dann, wenn sich schädliche Verhaltensweisen schon manifestiert haben. Der Fernseher oder der Computer ist kein Ersatz für Bewegung! Also kreativ sein und in Bewegung bleiben. Erst recht weil wir nicht wissen, wie lange die Situation so anhält.

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Prof. Dr. Wolfgang Engel lehrt Sport & Sportpsychologie im Fachbereich Personal/Gesundheit/Soziales an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Köln.
Wir danken ihm für dieses Statement.