Religiös-weltanschaulicher Frieden
Zur Rolle der Neutralität des Staates
Die Kölner Wissenschaftsrunde präsentiert in ihrem Format „Wissenschaft im Rathaus“ regelmäßig an jedem ersten Montag eines Monats Forschungsergebnisse ihrer Mitglieder.
Am 2.12.2024 referierten zwei Forscherinnen der Hochschule für Polizei und öffentlichen Verwaltung NRW (HSPV) zur Thematik: „Religiös-weltanschaulicher Frieden: Zur Rolle der Neutralität des Staates“ – Dr. Sarah Jadwiga Jahn aus empirischer Sicht und Professorin Dr. Heike Pohl aus rechtlicher Sicht.
Im ersten Teil des interdisziplinären Beitrages berichtete Dr. Sarah Jadwiga Jahn über aktuelle Zahlen zu Religionszugehörigkeiten in Deutschland sowie ihre Verteilung spezifisch in Nordrhein-Westfalen – religiöse Ballungszentren wurden beschrieben und die Verteilung ausgewählter Religionsgemeinschaften.
Sie erörterte, dass religiöse Vielfalt regional unterschiedlich ausgeprägt und abhängig von dem sozio-kulturellen und gesellschaftlichen Kontext sei. Weiterhin stellte sie Ergebnisse ihrer Beschäftigtenbefragung zu religiöser Vielfalt in einer Stadtverwaltung vor. Das Beispiel ‚Kopftuch im Bürgerdienst‘ wurde Grundlage eines anregenden Austausches mit dem Publikum.
Dr. Sarah Jadwiga Jahn endete mit dem Resümee:
‚Staatliche Neutralität‘ ist keine Herausforderung für eine plurale Gesellschaft. Vielmehr ist die plurale Gesellschaft eine Herausforderung für ’staatliche Neutralität‘. Um ihr angemessen zu begegnen, braucht es eine Professionalisierung von Staatsbediensteten im Umgang mit religiöser Vielfalt.
Im zweiten Teil des interdisziplinären Beitrages widmete sich Frau Prof. Dr. Pohl den rechtlichen Grundlagen staatlicher Neutralität, ordnete die Akteure ‚Bürger, Staat und Glaubensgemeinschaft‘ in ihren jeweiligen rechtlichen Kontext und setzte sie ins Verhältnis zueinander.
Im Zentrum ihrer Überlegungen stand der Mensch, von dessen Perspektive aus sie ihre Thesen entwickelte. Staatliche Neutralität lebe von der Fähigkeit des Menschen, von seinem eigenen Glauben zu abstrahieren und im Sinne aller Menschen zu agieren. Fragen und Überlegungen des Publikums begleiteten ihren Vortrag.
Sie griff das Beispiel ‚Kopftuch‘ aus dem ersten Teil auf und stellte ihm ein weiteres Beispiel ‚Kruzifix in öffentlichen Einrichtungen‘ gegenüber.
Professorin Dr. Heike Pohls Überlegungen mündeten in folgendes Resümee:
„Staatliche Neutralität kann religiös-weltanschaulichen Frieden in einer (pluralen) Gesellschaft fördern. Es geht um gleiche Freiheit. Wenn sich jeder seines Platzes in der Gesellschaft gewiss sein kann, dann kann das Kämpfen aufhören. Der Blick kann sich weiten für das Verbindende, das Gemeinsame – hin zu einer ‚Einheit in der Vielfalt‘.“