Praxisprojekt „Du bist Bocklemünd“
TH Köln stellt Ergebnisse der Evaluation vor
Im Rahmen des Praxisprojektes „Du bist Bocklemünd – Werkstadt 829“ hat die TH Köln in dem Kölner Quartier einen neuen Ansatz der Gemeinwesenarbeit erprobt, der Angebote der Sozialen Arbeit mit solchen der Kulturarbeit verbindet.
Das Institut für Migration und Diversität (MIDI) an der TH Köln hat das Projekt evaluiert und die Ergebnisse nun im Rahmen der Tagung „Soziale Arbeit und Kultur im Gemeinwesen“ vorgestellt.
„Das Quartier Bocklemünd-Mengenich ist ein anerkanntes Sozialraumgebiet der Stadt Köln, das unter anderem durch eine hohe Arbeitslosigkeit, eine hohe Armutsquote und eine geringe Übergangsquote von der Grundschule zum Gymnasium geprägt ist. Allgemein wird das Quartier als ,abgehängter‘ Stadtteil empfunden.
Ziel des Praxisprojekts war es daher, die Bedürfnisse und Interessen der Bewohner*innen zu erkunden, diese zu aktivieren und gemeinsam mit diesen ihr Lebensumfeld durch facettenreiche, auf ihre Bedarfe zugeschnittene Angebote konstruktiv zu gestalten“,
so Prof. Dr. Markus Ottersbach vom MIDI.
Dazu wurden beispielsweise Kunst- und Kulturangebote wie eine Druckwerkstatt für Textil und Mode oder ein Gartenkonzert entwickelt.
Das Team des Instituts evaluierte das Praxisprojekt, das von verschiedenen Trägern umgesetzt worden ist, während und zum Ende des Prozesses.
So wurde zunächst eine Handreichung für die Projektträger erstellt, um diese in die Gemeinwesenarbeit einzuführen und ihnen vergleichbare Vorhaben vorzustellen.
Darüber hinaus haben die Forschenden unter anderem eine quantitative Befragung mit den Bewohner*innen des Quartiers sowie qualitative Interviews mit den am Projekt beteiligten Mitarbeiter*innen und Kooperationspartner*innen durchgeführt.
Wichtige Voraussetzungen für Veränderungen geschaffen
Die Bewohner*innen wünschten sich unter anderem mehr soziales Miteinander, Möglichkeiten für die Menschen, dass sie selbst aktiv werden, und mehr Angebote für Kinder und Jugendliche. Diese Wünsche konnte das Praxisprojekt teilweise erfüllen:
„Wir haben erlebt, dass manche Projektbestandteile für sich genommen sehr positiv waren, das Gesamtbild des Quartiers jedoch nur bedingt verändert haben.
So konnten Kulturprojekte mit Kindern umgesetzt werden, die von den Teilnehmenden als sehr bereichernd wahrgenommen wurden. Auf der anderen Seite ist es nach Ansicht einiger Projektmitarbeiter*innen nicht gelungen, die Menschen über die Grenzen ihrer jeweiligen Milieus hinweg zusammenzubringen“,
erklärt Anne Broden.
Ein wesentlicher Grund dafür sei die Corona-Pandemie gewesen, welche das Praxisprojekt in den ersten beiden Jahren stark ausgebremst habe. Zudem sei die Zusammenarbeit der Projektträger dadurch erschwert worden, dass es keine Leitung des Gesamtprojekts gab.
„Die Evaluation hat deutlich gezeigt, dass vier Jahre nicht ausreichen, um die Bewohner*innen zu aktivieren und die Lebensbedingungen im Quartier nachhaltig zu verändern“,
so Rolf Blandow. Allerdings seien nun die Voraussetzungen für Veränderungsprozesse geschaffen worden.
„Jetzt ist es wichtig, daran anzuknüpfen. Die Fortsetzung des Modellprojekts ist daher sehr zu begrüßen“,
ergänzt Blandow.
Auf Basis der Ergebnisse der Evaluation könnte das neuartige Konzept, das Soziale Arbeit und kulturelle Angebote miteinander verknüpft, auch auf andere Quartiere in Köln übertragen werden.
„Wir haben wichtige Erkenntnisse über die Dos and Don‘ts der Gemeinwesenarbeit gewonnen. Allerdings hat die wissenschaftliche Evaluation auch gezeigt, dass eine Aufwertung des Images eines durch Armut belasteten Stadtteils nicht durch eine kurzfristige Förderung gelingen kann und Gemeinwesenarbeit deshalb einer kontinuierlichen Förderung bedarf“,
erläutert Broden.
Über die Projekte
Das Praxisprojekt „Du bist Bocklemünd – Werkstadt 829“ wurde vier Jahre lang von den Vereinen Aktion Nachbarschaft, Coach, FAIR.STÄRKEN, Offene Jazz Haus Schule und Modekollektiv durchgeführt und von den RheinEnergieStiftungen Köln gefördert.
Um herauszufinden, wie der neue Ansatz des Praxisprojekts funktioniert, hat die TH Köln unter Leitung von Prof. Dr. Markus Ottersbach gemeinsam mit seinen Mitarbeiter*innen Anne Broden und Rolf Blandow vom MIDI ein begleitendes Forschungsvorhaben zur Evaluation des Projekts durchgeführt, das ebenfalls von den RheinEnergieStiftungen Köln über vier Jahre gefördert wurde.
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