DLR-Forschungsflugzeug Falcon 20E

Bild: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Offshore-Methanemissionen vor Angola liegen über den Betreiberangaben

Neue DLR-Studie nach Flugmesskampagne

Eine neue Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat ergeben, dass die Methanemissionen von Offshore-Öl- und -Gasplattformen vor der Küste Angolas unter den bisherigen wissenschaftlichen Schätzungen liegen, jedoch immer noch über den von den Betreibern berichteten Werten.

Konkret zeigen die Ergebnisse der nun im Fachmagazin Atmospheric Chemistry and Physics erschienenen Studie, dass die gesamten Methanemissionen mehr als doppelt so hoch sind, wie die von den Betreibern gemeldeten Werte. Die Ergebnisse stammen aus der ersten Flugzeugmesskampagne für Methanemissionen von Offshore-Anlagen in Westafrika – durchgeführt vom DLR.

„Die Messungen bestätigen, wie wichtig es ist, von Schätzungen auf tatsächliche Messwerte umzuschwenken. Nur mit zuverlässigen Messdaten können wir das wahre Ausmaß der Emissionen verstehen und fundierte Entscheidungen zur Minderung treffen“,

sagt Dr. Anke Roiger, Leiterin der Abteilung Atmosphärische Spurenstoffe am DLR-Institut für Physik der Atmosphäre.

Unterschiede zwischen alten und neuen Anlagen

Die Analyse zeigt, dass die größten Methanfreisetzungen nicht durch Fackelverbrennung, sondern durch Leckagen verursacht werden – eine wichtige Erkenntnis, da diese Emissionen oft unter den Schätzungen der Betreiber bleiben. Die Studie identifizierte auch signifikante Unterschiede zwischen älteren und neueren Plattformen.

Ältere Plattformen in flachen Gewässern wiesen deutlich höhere Emissionsintensitäten auf als die neueren Anlagen. Die älteren Plattformen trugen zu zwei Dritteln der gesamten Kohlenstoffemissionen bei, obwohl sie nur einen Bruchteil der Ölproduktion tragen, was ein erhebliches Minderungspotenzial durch die Modernisierung dieser Anlagen aufzeigt.

Messungen statt Schätzungen liefern neue Einblicke

Mehrere größere Lecks wurden auch unter normalen Betriebsbedingungen entdeckt, was zeigt, dass regelmäßige Messungen entscheidend sind, um die genauen Quellen von Methanemissionen zu identifizieren und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Während Satellitendaten wertvolle Hinweise liefern, können sie aufgrund ihrer begrenzten Auflösung nicht jedes einzelne Emissionsereignis aufdecken.

Messflüge über 57 Offshore-Plattformen vor der angolanischen Küste

Im Jahr 2022 führte das DLR eine Forschungsflugkampagne durch, um Methan- und Kohlendioxidemissionen von 57 Offshore-Plattformen vor der angolanischen Küste zu messen. Dabei war das DLR-Forschungsflugzeugs Falcon 20E mit umfangreicher Instrumentierung im Einsatz unter wissenschaftlicher Leitung des DLR-Instituts für Physik der Atmosphäre.

Nach Abschluss der Messkampagne wurden die Ergebnisse mit den Betreibern geteilt, was zu erhöhtem Interesse an einer kontinuierlichen Überwachung geführt hat. Die Angolanische Agentur für Erdöl und Gas erwägt die Einführung eines nationalen Methan-Reporting-Systems, um die Emissionen besser nachverfolgen und reduzieren zu können.

Zusammenarbeit und Wissensaustausch mit den Vereinten Nationen

Das Internationale Methanemissions-Observatorium (IMEO) der Vereinten Nationen hat die Studie unterstützt, um präzise, verlässliche Daten für die weltweite Reduktion von Methanemissionen bereitzustellen.

„Diese Forschung wirft ein neues Licht auf die Methanemissionen aus Offshore-Aktivitäten in Westafrika und zeigt, wie wichtig Messungen für die Entwicklung gezielter Lösungen sind“,

erklärt Andreea Calcan, Leiterin der wissenschaftlichen Studien bei IMEO.

„Eine bessere Datengrundlage stellt sicher, dass wir unsere Anstrengungen dort konzentrieren, wo sie den größten Nutzen für das Klima bringen. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse bieten eine Grundlage für politische Entscheidungsträger und Industrieunternehmen, um gezielte Schritte in Richtung einer emissionsärmeren Zukunft zu unternehmen. Das IMEO im Umweltprogramm der Vereinten Nationen ist bereit, seine Partner bei der Anwendung dieser Erkenntnisse zu unterstützen, um die Überwachung zu verbessern und Emissionen zu reduzieren.“

Weitere Meldungen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt unter diesem Link.