Neue Therapiekonzepte zur Krebsbehandlung
Rückblick: Wissenschaft im Rathaus (WiR)
An jedem ersten Montag im Monat stellen Wissenschaftler*innen für interessierte Bürger*innen ihre aktuellen Forschungsergebnisse auf anschauliche Weise im Rahmen der Reihe „Wissenschaft im Rathaus“ im Kölner Rathaus vor. Am 15. August sprach Prof. Henning Walczak vom Institut für Biochemie und dem Exzellenzcluster CECAD der Universität zu Köln vor etwa 50 interessierten Zuhörer*innen über neue Therapiekonzepte zur Behandlung von Krebs, die sich möglicherweise auch auf schwere Covid-19-Verläufe übertragen lassen.
„Um leben zu können, müssen sich Zellen ständig erneuern“ – bei einem gesunden Organismus steht die Zellerneuerung dabei im Gleichgewicht zum Zelltod. Dieses Wechselspiel ist u.a. wesentlich für die Funktion der Leber oder auch die Ausbildung des Immunsystems. Der menschliche Körper hat verschiedene Mechanismen für den Zelltod entwickelt. Prof. Walczak erläutert in seinem Vortrag ausführlicher – „Achtung jetzt wird es etwas wissenschaftlicher“ die Apoptose – eine Form des programmierten Zelltods. Bei der Apoptose bringt sich die Zelle selber um, d.h. der Zelltod wird aktiv nach einem festen Ablauf von der Zelle selbst durchgeführt. „Allerdings kann die Apoptose auch falsch ablaufen, d.h. zu viel oder zu wenig“. Zuviel Apoptose findet man bei AIDS-Erkrankten, hier sterben die für das Immunsystem wichtigen T-Zellen. Zuwenig Apoptose verursacht Krebs, da die geschädigten Zellen nicht mehr sterben.
Die Regulierung der Apoptose ist somit ein Ansatz für neue Therapien. Heute ist gewiss, dass verschiedene Proteine als Rezeptoren bei der Steuerung des Zelltods beteiligt sind. Vor diesem Hintergrund ist etwa das gezielte Aktivieren des Zelltods in der Krebstherapie möglich, in dem man diese Rezeptoren spezifisch aktiviert, um so die natürlich in der Zelle vorkommende Zelltod-Maschinerie als Therapieansatz zu nutzen. Da die Apoptose aber auch wesentlich für das Immunsystem des Menschen ist, lassen sich Behandlungsmöglichkeiten aus der Krebsforschung unter Umständen auch auf schwere COVID-19-Verläufe übertragen. Erste Untersuchungen dazu deuten darauf hin, dass übermäßiger Zelltod von Immun- und Lungengewebezellen Einfluss auf den Krankheitsverlauf von schweren COVID-19 Fällen hat. Somit könnte auch hier eine Minderung des Zelltods sich positiv auf die Behandlung solcher Patient*innen auswirken.
ZUR PERSON
Prof. Dr. Henning Walczak ist Alexander-von-Humboldt Professor für Biochemie am Zentrum für Biochemie der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln und Professor für Tumorbiologie am University College London (UCL). Prof. Walczak forscht an Grundlagen im Bereich Zelltod, Entzündung und Immunität und an neuen Therapieansätzen zur Behandlung von Krebs- und Autoimmunerkrankungen, die sich daraus ergeben.