AI Macromedia

Bild: neirfy, stock.adobe (KI generiert)

Künstliche Intelligenz an der Hochschule:

Zwischen Potenzial und Perspektive

Künstliche Intelligenz verändert die Hochschulwelt, aber wie genau wird sie in der Praxis genutzt? Eine Langzeitstudie* der Hochschule Macromedia gibt detaillierte Einblicke in den Status quo, die Herausforderungen und Wünsche im Umgang mit generativer KI im Hochschulalltag.

Lehrende: Effizienzpotenzial bleibt begrenzt – trotz technologischem Fortschritt

Generative KI ist aus dem Lehralltag nicht mehr wegzudenken: 85 % der Lehrenden nutzen entsprechende Tools wöchentlich, 38 % sogar täglich (v. a. für Textanalyse, Übersetzung, Korrekturen und Bildgenerierung).

Überraschend: Die wahrgenommene Zeitersparnis ist 2025 ähnlich wie 2023. Laut aktueller Umfrage glauben weniger als die Hälfte der Lehrenden, dass sie durch KI mehr als zwei Stunden Arbeitszeit pro Woche gewinnen. Bereits in der Studie von 2023 zeigte sich ein vergleichbares Bild; trotz deutlich gereifter Tools wie GPT-4 oder Copilot. Die erhoffte Effizienzrevolution bleibt bislang aus.

„Wir sehen großes Potenzial – aber auch große Verantwortung“,

betont Prof. Dr. Astrid Friese, Studiengangsleitung Business Management (B.A.).

Vertrauen ja, aber nur mit Regeln

Trotz hoher Nutzung herrscht bei den Lehrenden weiterhin Zurückhaltung: während die Mehrheit der Befragten der Qualität von KI-erzeugten Ergebnissen vertraut (76,5 %), äußern sie Bedenken hinsichtlich der Herkunft dieser Ergebnisse (56,6 %) sowie in Bezug auf Datenschutz und Privatsphäre im Allgemeinen (52,4 %). Am deutlichsten artikuliert wurde der Wunsch nach klaren Regeln, mehr Transparenz und gezielten Fortbildungen.

Prof. Dr. Anna-Luisa Stöber, Dekanin der Fakultät Business, Technologie und Design, fasst zusammen:

„Wir können aus den Ergebnissen dieser Studie klare nächste Schritte für unseren weiteren Umgang mit KI in der Lehre ableiten – das ist enorm wertvoll.“

Studierende: Offen, pragmatisch und kritisch gegenüber KI-only-Unterricht

Auch unter den Studierenden ist der Einsatz von KI stark gestiegen: Während 2023 noch 81,4 % angaben, bereits Erfahrung mit KI gesammelt zu haben, sind es 2025 bereits 95,5 %. Viele Studierende nutzen ChatGPT & Co. regelmäßig für Recherche, Inspiration und Aufgabenstrukturierung.

Besonders auffällig: Die wahrgenommene Zeitersparnis durch KI hat deutlich zugenommen. Im Jahr 2023 berichteten 41,5 % der Studierenden, durch KI wöchentlich 1–5 Stunden zu gewinnen: 2025 sind es bereits 50 %. Auch die Gruppe mit einer Ersparnis von über 5 Stunden pro Woche hat sich mehr als verdoppelt; von 3,4 % (2023) auf 8 % (2025).

Doch Studierende fordern mehr als reine Effizienz: Sie wünschen sich einen strukturierten Zugang zu KI-Tools, klare Leitlinien für deren Einsatz insbesondere in Prüfungs- und Abschlussarbeiten, sowie eine didaktisch fundierte Integration in Lehrveranstaltungen und Projekte.

Im Fokus stehen dabei praxisnahe Workshops, Unterstützung beim Prompting und Raum für ethische Reflexion. Kritisch äußern sich viele gegenüber einem unreflektierten KI-Einsatz durch Lehrende, etwa bei rein KI-generierten Präsentationen ohne inhaltliche Tiefe. Der Wunsch nach Transparenz und Interaktion auf Augenhöhe ist deutlich spürbar.

„Unsere Daten zeigen klar: Studierende sind neugierig und technikaffin – aber sie brauchen Orientierung“,

erklärt Prof. Dr. Mareike Müller, Studiengangsleiterin Business Management (M.A.)

„Wenn wir ihnen keine strukturierten Lernräume bieten, entsteht Unsicherheit statt Kompetenz.“

Hybride Modelle bevorzugt – aber nicht überall gleich

Ein zentrales Ergebnis: 62 % der Studierenden bevorzugen eine Kombination aus menschlicher Lehre und KI-Unterstützung. Reine Chatbot-Lehre lehnen 84 % ab – ein klares Plädoyer für zwischenmenschliche Bildungsräume in einer digitalen Welt.

Dabei zeigen sich klare Unterschiede nach Studienrichtung: Management-Studierende befürworten KI-gestützte Lehre signifikant häufiger als Design-Studierende. Auch der Grad an Chatbot-Erfahrung wirkt sich aus: Wer bereits mit KI gearbeitet hat, bewertet hybride Modelle deutlich positiver.

„KI verändert die Bildungslandschaft nachhaltig“,

ordnet Dr. Joschka Mütterlein ein.

„Die Herausforderung liegt darin, Technologien so einzubetten, dass sie echte didaktische Mehrwerte schaffen und nicht bloß Prozesse automatisieren.“

Karrierechance oder Risiko? Ambivalenz beim Berufseinstieg

Die Umfrage zeigt auch: AI Literacy wird als Schlüsselkompetenz für die Zukunft wahrgenommen. 72 % glauben, dass KI ihre Arbeit effizienter machen wird, fast die Hälfte sieht darin sogar eine Karrierechance.

Doch ebenso viele empfinden Unsicherheit: 47 % fürchten, dass KI ihre beruflichen Fähigkeiten entwertet, und über 45 % fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet.

Was jetzt zählt: Didaktik, Transparenz, Weiterbildung

Beide Studien zeigen: Die Hochschule steht vor der Aufgabe, Rahmenbedingungen für einen verantwortungsvollen, reflektierten und praktischen KI-Einsatz zu schaffen. Die Botschaft aus beiden Gruppen ist klar: KI ja – aber nicht um jeden Preis, und nur mit Kompetenz, Klarheit und kritischem Bewusstsein.

*Methodik-Hinweis: Die Ergebnisse basieren auf zwei Online-Erhebungen der Hochschule Macromedia (2023 und 2025). Befragt wurden jeweils Studierende (n = 383 in 2023; n = 731 in 2025) sowie Lehrende (n = 122 in 2023; n = 166 in 2025). Erhoben wurden Einstellungen, Nutzungserfahrungen, wahrgenommene Effekte sowie Weiterbildungsbedarfe im Kontext generativer KI mittels geschlossener und offener Frage.

Weitere Meldungen der Hochschule Macromedia unter folgendem Link.