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Foto © CBS | Wallraff

Hinter den Kulissen: Prof. Wallraff

Forschende aus Köln stellen sich vor

Kurzinterview mit Prof. Dr. Bernd Wallraff von der International Business School (CBS)

Inwieweit beeinflusst die Digitalisierung Ihre Forschung und Lehre?
Ich erstelle zurzeit für unsere Hochschule, die CBS International Business School, ein Konzept zum Thema „Blende Learning“. Zu Beginn der Corona-Krise haben wir sehr schnell digitale Lehr-Elemente eingeführt und umgesetzt. Jetzt geht es vor allem um zwei Dinge. Erstens wollen wir diese digitalen Elemente unserer Lehre konzeptionell auf stabile Füße setzen. Sie ausarbeiten und qualitativ verbessern. Im zweiten Schritt geht es darum zu entscheiden, welche dieser Elemente wir dauerhaft in die Lehre übernehmen wollen. Damit hängt auch die Frage der Zukunft der Lehre an unserer Hochschule im Ganzen. Wir sind eine Präsenzhochschule und wollen das auch bleiben. Digitale Lehre wird aber zukünftig einen deutlich stärken Anteil an unserer Lehre behalten. Zu welchen Grad, das gilt es jetzt zu überlegen und entscheiden.

Worin sehen Sie die Vorteile und was sollte Ihrer Meinung nach kritisch betrachtet werden?
Digitalisierung bringt viele Vorteile. Es gibt tolle Möglichkeiten mittels digitaler Techniken die eigene Lehre zu bereichern. Will man das aber gut machen, bedeutet es – gerade in der Anfangszeit – sehr viel zusätzlichen Aufwand. In der Corona-Krise bedeutet digitale Lehre häufig, einfach das, was man vorher im Hörsaal gemacht hat, jetzt leicht verkürzt online auf MS Teams oder Zoom zu machen. Viele Hochschulen schaffen nicht einmal das und stellen einfach Lehrbuchtexte oder besprochenen PowerPoint-Präsentationen für die Studierenden online. So hebt man nicht die Vorteile die Digitalisierung für die Lehre. Mein Ziel ist es, durch ein gutes Blended Learning-Konzept und Weiterbildung, die Klaviatur unserer Dozent*innen zu erweitern, und so die Qualität der Lehre für die Studierenden deutlich zu bereichern. Frei nach unserem Motto „Creating tomorrow“.

Was würden Sie Managern im Zeitalter der Digitalisierung empfehlen?
Die Digitalisierung stellt einen Game Changer für Unternehmen da. Hier reicht es nicht, inkrementell immer wieder ein bisschen zu verändern. Dabei sein allein reicht in einer digitalen Welt nicht aus, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein. Deshalb berate ich als Organisationsentwickler Unternehmen dabei, wie sie dauerhaft eine innovativere Unternehmenskultur etablieren können. Dabei geht es auch darum, die eigenen Geschäftsbereiche im Lichte der Digitalisierung immer wieder neu zu denken.

Wie sehr sind Sie in Ihrem Privatleben digitalisiert?
Mein Sohn hat vor zwei Jahren einen Alexa Sprachassistent angeschleppt, den die Großeltern nicht mehr wollten. Meine Frau und ich haben uns anfangs aus Datenschutzgründen sehr gewehrt, konnten uns aber gegen die moderne Welt und unsere Kinder nicht durchsetzen. Mittlerweile haben wir ein halbes Dutzend dieser Sprachassistenten im Haus und finden sie sehr praktisch. Auch sonst haben wir einen ziemlich hohen Digitalisierungsgrad erreicht. Ich bin sehr viel unterwegs und finde es ungemein hilfreich, quasi von überall aus arbeiten zu können und auch meine Bibliothek immer dabei zu haben.

ZUR PERSON
Prof. Dr. Bernd Wallraff ist Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspsychologie an der CBS International Business School. Ein Schwerpunkt seiner Forschung liegt im Bereich „Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf Führung“. Zuvor arbeitete er als Leiter der Organisationsentwicklung beim Goethe-Institut. Seine Aufgaben im Goethe-Institut lagen in der Beratung des Vorstandes und der Führungskräfte zu strategischen Themen, hierzu gehörte auch Begleitung eines Projektes zur Stärkung des digitalen Lernens innerhalb des Instituts. Weitere Schwerpunkte waren die Neukonzeption und Umsetzung der Führungskräfteentwicklung, die Initiierung, Begleitung und das Controlling von Innovationsprojekten und Veränderungsprozessen, sowie die Durchführung von Inspektionen in den Goethe-Instituten weltweit mit anschließender Beratung der regionalen Leitungen zur strategischen Aufstellung ihrer Region. Zudem begleitete er die strukturelle Neuaufstellung der Personalabteilung im Hinblick auf die Anforderungen durch die Digitalisierung. Davor hat er u.a. als Project-Consultant in Peking gearbeitet und dort den Bereich Personalentwicklung der Volkswagen Group China mit aufgebaut. Als zertifizierter Coach und Organisationsentwickler berät er in den Bereichen Innovationskultur, Teambuilding, digitale Führung und begleitet Strategie- und Veränderungsprozesse.