Hinter den Kulissen: Prof. Nolte & Dr. Bechtel
Forschende aus Köln stellen sich vor
Kurzinterview mit Prof. Dr. Martin Nolte & Dr. Caroline Bechtel von der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS)
Sie arbeiten am Institut für Sportrecht an der DSHS. Was sind die Hauptaufgaben des Instituts?
Das Institut für Sportrecht ist zum 01. Januar 2014 an der Deutschen Sporthochschule Köln gegründet worden und ist als solches einzigartig in Deutschland. Es befasst sich mit den Spiel- und Sportregeln (inter-)nationaler Sportorganisationen sowie den sportrelevanten Normen des (zwischen-)staatlichen Rechts mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen des Sports in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und organisatorischer Sicht. Hierzu zählen insbesondere der Kampf gegen Doping, Korruption und Manipulation im Sport sowie die Verhinderung von rassistischen und menschenverachtenden Übergriffen, Diskriminierung und Gewalt. Im Rahmen von Forschung und Lehre widmet sich das Institut darüber hinaus sportbezogenen datenschutz- und medienrechtlichen Fragen und befasst sich mit Sportsponsoring und dem Schutz von Veranstaltern. Bei alledem werden auch neuere Entwicklungen in den Blick genommen, wie beispielweise der E-Sport. Nicht zuletzt befasst sich das Institut mit der Selbstorganisation des Sports im Rahmen (zwischen-)staatlicher Ordnungen, insbesondere mit den Wechselwirkungen zwischen Sportregeln und Rechtsnormen sowie dem Verhältnis von Sportschiedsgerichtsbarkeit und staatlicher Gerichtsbarkeit.
Im April starten Sie mit einem neuen Projekt zur rechtssicheren Finanzierung im gemeinnützigen Sport. Wie sind Sie auf das Thema gekommen und warum ist das Thema wichtig?
Das vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft geförderte Forschungsvorhaben greift ein langjähriges Anliegen des gemeinnützigen Sports für eine Finanzierungsgarantie im Zuge der Neuregulierung des Glücksspiels auf: Seit einem Jahrzehnt diskutieren Wissenschaft und Praxis über eine funktionierende sowie rechtssichere Regulierung des Glücksspiels. Von besonderer Bedeutung im Rahmen der Sportwettenregulierung ist nicht zuletzt die normative, länderübergreifende Verankerung einer Finanzierungsgarantie zu Gunsten des organisierten Sports aus öffentlichen Sportwetterträgen. Hinzu kommt, dass sich der finanzielle Bedarf des gemeinnützigen Sports durch die Corona-Pandemie signifikant verschärfte. Eine normative Finanzierungsgarantie aus öffentlichen Glücksspielerträgen könnte dazu beitragen, die ökonomischen Schwierigkeiten des gemeinnützigen Sports, die sich im Zuge der Corona-Pandemie verdichteten, zu minimieren. Dies ist neben der derzeitigen Glücksspielneuregulierung ein weiterer aktueller Anlass für das geplante Forschungsvorhaben.
Das Forschungsprojekt zielt auf die Erarbeitung nachhaltiger Vorschläge, um die Finanzierung des gemeinnützigen Sports sicher zu stellen. Mit einer solchen Garantie könnte der gemeinnützige Sport seine vielfältigen Wohlfahrtsfunktionen erfüllen und eine regionale sowie lokale Vereinsarbeit leisten, die für den sozialen Zusammenhalt wichtiger denn je erscheint. Aus diesen Gründen besitzt die Fragestellung höchste praktische Relevanz für die Zukunft des gemeinnützigen Sports und den sozialen Zusammenhalt in Deutschland.
Inwieweit betätigen Sie sich auch privat im/mit Sport und wie begegnen Sie den derzeitigen Einschränkungen durch Corona?
++ Nolte: Ich bin ein aktiver und passionierter Orientierungsläufer und starte auch heute noch bei Deutschen und Weltmeisterschaften. Vor dem Hintergrund, dass der Orientierungslauf in der freien Natur betrieben wird, waren zumindest im Training aufgrund von Corona für mich keine größeren Einschränkungen zu spüren. Daneben halte ich mich mit ausgiebigen Mountainbike-Touren fit und bin begeisterter Skiläufer.
++ Bechtel: Ich bin ehemalige Leichtathletin und laufe und springe auch heute noch für mein Leben gern – und das regelmäßig. Zum Glück lässt sich dieser Sport in Zeiten von Corona im Wald und auf Feldwegen gut praktizieren. In letzter Zeit habe ich darüber hinaus das Radfahren für mich entdeckt. Für den Sommer 2021 hoffe ich darauf, dass es bald wieder möglich sein wird, Beachvolleyball und Tennis zu spielen.
ZU DEN PERSONEN
++ Prof. Dr. Martin Nolte studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Tübingen und Kiel und absolvierte das Rechtsreferendariat mit dem Großen Staatsexamen in Hamburg. Er war wissenschaftlicher (Ober-)Assistent, promovierte und habilitierte an der Universität Kiel und unterrichtete an den Universitäten Irkutsk (Russland), Hangzhou (China) und Posen (Polen) sowie an der Bucerius Law School in Hamburg. Er war Inhaber eines Lehrstuhls für Öffentliches Recht, insbesondere Staats- und Europarecht, sowie Sportrecht an der Privaten Hanseuniversität Rostock, bekleidete anschließend eine Stiftungsprofessur für Sportrecht an der Universität Kiel und fungierte als Geschäftsführer der Nationalen Anti-Doping Agentur. Heute leitet er das Institut für Sportrecht an der Deutschen Sporthochschule Köln und ist Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Regulierung und Governance mit Sitz am BusinessCampus Rhein-Sieg.
++ Dr. Caroline Bechtel wurde in Asunción (Paraguay) geboren, ging in Buenos Aires (Argentinien) zur Schule und machte das Abitur in Karlsruhe. Sie studierte Rechtswissenschaften bis zur Ersten Juristischen Staatsprüfung an der Universität Heidelberg, leistete den Juristischen Vorbereitungsdienst und absolvierte die Zweite Juristische Staatsprüfung in Baden-Württemberg. Sie arbeitete zunächst als Lektorin im Verlag W. Kohlhammer in Stuttgart. Danach wurde sie in Köln zur Rechtsanwaltschaft zugelassen und war als Case Managerin bei der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit tätig. Dort übernahm sie die Leitung des Referats Case Management und war unter anderem für das Deutsche Sportschiedsgericht zuständig. Anschließend beriet sie die Nationale Anti Doping Agentur in Bonn, wurde Distribution Managerin bei der WDR mediagroup und promovierte an der Deutschen Sporthochschule Köln. Heute ist Caroline Bechtel stellvertretende Leiterin des Instituts für Sportrecht an der Deutschen Sporthochschule in Köln.