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Foto © HSPV | Heße-Husain
Hinter den Kulissen: Prof. Heße-Husain
Forschende aus Köln stellen sich vor
Prof. Dr. Judith Heße-Husain von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV NRW)
Woran forschen Sie zurzeit?
Aktuell befassen wir uns als fünfköpfige Forschungsgruppe mit dem Thema „Erfolgreich studieren an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV NRW)“. Grundsätzlich stehen Studienanfänger*innen vor zahlreichen Herausforderungen. Dabei zeigen die Notenverteilungen und die Rate derjenigen, die ohne Abschluss das Studium vorzeitig beenden, dass dies den Studierenden an der HSPV NRW unterschiedlich gut gelingt. Unser Forschungsprojekt befasst sich mit der zentralen Frage, welche Faktoren einen Einfluss darauf ausüben, dass Studierende an der HSPV NRW erfolgreich studieren, d. h. gute Leistungen erzielen, das Studium nicht vorzeitig beenden und zufrieden mit diesem sind.
Im Mittelpunkt des Projekts steht eine schriftliche quantitative Befragung von ca. 2.000 Studierenden des Einstellungsjahrgangs 2021 an drei HSPV-Standorten. Es handelt sich um ein Längsschnittdesign mit drei Messzeitpunkten innerhalb der ersten Hälfte des Studiums. Unser Ziel ist es, hochschulbezogene Veränderungen über die Zeit zu erfassen und dabei dynamische Wechselwirkungen zwischen Einflussfaktoren und Leistungen zu berücksichtigen, die Schlussfolgerungen über Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge ermöglichen können. In die Datenanalyse werden auch Sekundärdaten einfließen, z. B. Abiturnoten, Rankingplätze, Notendurchschnitt der Kurse etc. Im Rahmen des Projekts erfolgt eine intensive Vernetzungsarbeit, um zentrale Akteure an der Hochschule und außerhalb der Hochschule von Beginn an in das Projekt einzubinden.
Welche Konsequenzen haben Ihre Forschungsergebnisse auf Ihre zukünftige Arbeit – in Forschung und Lehre?
Nach Abschluss unseres Projekts erwarten wir umfangreiche Erkenntnisse dahingehend, welche bekannten, aber auch bislang weniger erforschten Faktoren einen Einfluss auf die Leistungen Studierender haben, sowohl auf Individual- als auch auf Kursebene. Handelt es sich um modifizierbare Einflussfaktoren, z. B. Studierendenmotivation, Kursklima oder Lernformen, wäre ein Anschlussprojekt denkbar, in dem wir überprüfen, inwiefern eine gezielte Förderung der Faktoren die Leistung der Studierenden positiv beeinflusst. Langfristig lassen sich so Lehr- und Lernkonzepte entwickeln, die diesen Faktoren Rechnung tragen. Dies bedeutet, dass die HSPV NRW anhand der Ergebnisse gezielt Maßnahmen zur Verbesserung des Studienerfolgs entwickeln bzw. stärken kann. Das Projekt ist also eine attraktive Plattform für weiterführende Forschungsfragen und kann gleichzeitig zur Optimierung der Lehre beitragen.
Wie sind Sie an die HSPV NRW gekommen?
Ich habe im Februar 2018 meine Tätigkeit an der HSPV NRW aufgenommen, nachdem ich zwei Jahre an der FOM in Köln als Professorin für Gesundheitspsychologie gearbeitet habe. Davor war ich fast neun Jahre im öffentlichen Dienst tätig und habe dort im Drittmittelgeschäft gearbeitet. An der HSPV NRW hat mich besonders gereizt, dass ich meine langjährigen Kenntnisse in der Verwaltung mit meiner Leidenschaft für die Lehre verknüpfen konnte – eine Entscheidung, die ich bis heute nicht bereut habe.
Was machen Sie am liebsten, wenn Sie nicht forschen?
Privat verbringe ich möglichst viel Zeit mit meiner Familie und Freunden. Um abzuschalten spiele ich Tennis und lese gerne Krimis. Auch das Reisen darf bei uns in der Familie nicht fehlen – momentan innerhalb Deutschlands, vor Corona durfte es aber gerne auch weiter weg sein.
ZUR PERSON
Prof. Dr. Judith Heße-Husain studierte Psychologie in Marburg und promovierte anschließend am interdisziplinären Forschungsinstitut für Psychobiologie der Universität Trier. Ihr Forschungsschwerpunkt lag in der Untersuchung psychobiologischer Mechanismen bei Menschen mit stressbedingten Erkrankungen in akuten Stresssituationen. Nach der Promotion arbeitete sie ein Jahr in der Forschung und Lehre am Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Essen und wechselte dann an den Projektträger Gesundheitsforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR PT). In ihrer neunjährigen Tätigkeit beim DLR PT unterstützte sie unterschiedliche Bundesministerien bei der Verwirklichung der Drittmittelforschung und fungierte als Leiterin der Fachgruppe „Modellprojekte zum Gesundheitssystem“. Im Jahr 2015 lehrte Judith Heße-Husain zunächst freiberuflich als Dozentin an der FOM, bevor sie 2016 hauptberuflich als Professorin für Psychologie an die FOM wechselte. Seit 2018 arbeitet sie als Professorin für Psychologie an der HSPV NRW. Dort engagiert sie sich neben der Forschung und Lehre in der Kommission für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben des Senats, welche einen Ausbau der Forschungsstrukturen an der Hochschule und die qualitätsgestützte Forschungsförderung zum Ziel hat.