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© DLR
Helga und Zohar im All
Messung der Strahlenbelastung
Für den Menschen im Weltraum stellt die Weltraumstrahlung ein großes gesundheitliches Risiko dar. Deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper sind ein entscheidender und möglicherweise limitierender Faktor für geplante zukünftige Langzeitaufenthalte des Menschen im freien Weltraum. Um dieses Strahlenrisiko genauer bestimmen und mögliche Maßnahmen zum Schutz entwickeln zu können, wird das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mehr als 50 Jahre nach der ersten Mondlandung im Jahr 2020 das Experiment MARE (Matroshka AstroRad Radiation Experiment) mit der NASA Exploration Mission 1 (NASA EM-1) zum Mond schicken. Mit MARE werden erstmals zwei weibliche Phantome, ausgestattet mit Strahlungsdetektoren und eine der beiden mit einer Strahlenschutzweste, einen Raumflug antreten.
Anfang November ist nun das europäische Servicemodul (ESM) für das amerikanische NASA-Raumschiff Orion in den USA angekommen. Die beiden Phantome Helga und Zohar – ausgestattet vom DLR – werden bei Orions erstem Flug zum Mond 2020 im Rahmen der NASA EM-1 Mission in seinen Passagiersitzen mitfliegen. Die beiden aus jeweils 38 Scheiben bestehenden Phantome fliegen stellvertretend für zwei Astronautinnen – in ihrem Inneren haben sie über 5600 passive Detektoren sowie 16 aktive Detektoren, die die Strahlung während des Flugs messen werden. Die beiden „Zwillinge“ werden sich lediglich in einem unterscheiden: Zohar trägt eine Strahlenschutzweste (AstroRad), Helga nicht.
Das DLR, welches MARE zusammen mit der israelischen Raumfahrtagentur ISA, dem israelischen Industriepartner StemRad sowie Lockheed Martin und der NASA durchführt, rüstet die beide Phantome derzeit in Köln mit Sensoren aus. „Wir werden erstmals messen, welche Strahlenbelastung bei einem bemannten Flug zum Mond für die Astronautinnen und Astronauten entsteht“, erläutert Dr. Thomas Berger vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, der wissenschaftliche Leiter des MARE Experiments.
95 Zentimeter groß sind die Phantome, die im Rahmen der NASA EM-1 Mission mit auf den unbemannten Flug zum Mond gehen. In ihrem Inneren finden sich Organe und Knochen aus Kunststoff unterschiedlicher Dichte. „Mit Helga und Zohar wird ein Frauenkörper inklusive Fortpflanzungsorgane und Brüste simuliert“, erläutert DLR-Wissenschaftler Thomas Berger. „Die Anzahl der Astronautinnen wird immer größer, daher haben wir uns für ein weibliches Phantom für unser Experiment entschieden.“ {…}