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Flüchtlingsstudien

Deutsche differenziert gegenüber Geflüchteten eingestellt

Ein Forschungsteam der Uni Köln untersucht seit 2016, wie die Bevölkerung in Deutschland Flüchtlingen gegenüber steht. {…} Eines der überraschenden Ergebnisse der Kölner Flüchtlingsstudie ist, dass es »eben nicht gleichgültig ist, wie und in welchen Wohngebieten man Flüchtlinge unterbringt«, sagt Jürgen Friedrichs. Er ist Professor am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie und leitet die Kölner Flüchtlingsstudien. {…}

In den Kölner Flüchtlingsstudien untersucht Friedrichs gemeinsam mit Vera Schwarzenberg und Felix Leßke die Einstellung in der Bevölkerung gegenüber Flüchtlingen in drei Städten: Köln, Hamburg und Mülheim an der Ruhr. Darüber hinaus führen sie Interviews mit Experten aus den Stadtverwaltungen und der Flüchtlingshilfe, sowie mit Flüchtlingen selbst. {…} Da die Befragung in mehreren Wellen stattfand, können sich die Forscherinnen und Forscher einen Überblick über den Verlauf der Einstellungen verschaffen. {…}

Auf die Frage »Was denken Sie heute über Flüchtlinge?« zeigte die erste Welle, dass die meisten Menschen sehr positiv eingestellt waren. So empfanden 47,3 Prozent der Befragten Mitgefühl für Flüchtlinge in Deutschland, 26,5 Prozent sahen Flüchtlinge positiv. Nur 5,1 Prozent gaben an, dass sie Flüchtlingen negativ gegenüberstünden. Allerdings merkten 10 Prozent an, dass ihrer Meinung nach zu viele Flüchtlinge aufgenommen wurden. 12,1 Prozent forderten eine Zuzugskontrolle. {…}

Insgesamt lehnten nur sechs Prozent die Unterkunft in unmittelbarer Nachbarschaft ab, während sich 72 Prozent positiv und offen zeigten. In der zweiten Welle waren diese Tendenzen sogar noch stärker ausgeprägt. Insgesamt lag hier die Quote für positive Antworten bei 94,9 Prozent. {…}

Dennoch haben sich die Meinungen im Verlauf der Zeit polarisiert. {…} So hat das Team etwa gefragt, ob es den Befragten Angst mache, dass viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Dieser Aussage stimmten in der ersten Befragungswelle 26,9 Prozent der Befragten zu, 62 Prozent lehnten sie ab und elf Prozent antworteten mit »weder noch«. In der zweiten Befragungswelle hingegen gingen die Meinungen weiter auseinander. Zwar lehnten weiterhin knapp 60 Prozent die Aussage ab. Mittlerweile gaben aber beinahe 40 Prozent der Befragten an, dass es ihnen Angst mache, dass so viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen.

Auch zwischen den Wohngebieten bestehen deutliche Unterschiede. {…} In Hamburg-Harvestehude äußerten sich 84 Prozent der Befragten positiv über die Unterkunft. Mülheim-Mitte und Köln-Ostheim hingegen, die beiden weniger wohlhabenden Gebiete in der Umfrage, kamen auf 62 Prozent und 67 Prozent. {…}

Auch zeigte sich, dass die Kölner Silvesternacht 2015 einen Einfluss auf die Stimmung in der Bevölkerung hatte. Auf die Frage, ob die Ereignisse am Kölner Hauptbahnhof die Einstellung zu Flüchtlingen verändert haben, antworteten 32,1 Prozent mit »Ja«, weitere 8,8 Prozent mit »vorübergehend«. Die Studienergebnisse sind deutlich und können auch als Empfehlung für die Politik dienen. Wohngebiete wie das wohlhabende Harvestehude sind besonders gut geeignet für eine Flüchtlingsunterkunft. {…}

In einem Wohngebiet wie Köln-Ostheim hingegen gab es zwar weniger öffentliche Proteste, dafür ist die Ablehnung gegenüber Flüchtlingen aber allgemein höher. Gebiete mit vergleichsweise niedrigem Bildungsniveau und einem hohen Anteil an Personen mit niedrigen Einkommen sind daher weniger geeignet. {…}

Vollständige Quelle: Uni Köln