KWR - Kölner Wissenschaftsrunde

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© DLR | 2022 ESA CNES ARIANESPACE

Eu­ro­päi­sche Wet­ter­be­ob­ach­tung

Früherkennung von Gewittern, Nebel und Wandbränden

Mit MTG-I1 (Meteosat Third Generation Imager-1) beginnt für Europa eine neue Phase der Wetterbeobachtung: Am 13. Dezember 2022 um 21:30 Uhr MEZ (17:30 Uhr Ortszeit in Kourou) ist die Ariane-5-Rakete mit dem Wettersatelliten MTG-I1 (Meteosat Third Generation Imager-1) an Bord erfolgreich vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guayana) ins All gestartet. Während seiner rund zehnjährigen Missionszeit soll der Satellit kontinuierlich Daten über das Wettergeschehen wie Sonneneinstrahlung, Windverhältnisse und Starkregenereignisse liefern und damit die Wettervorhersage noch genauer machen.

„MTG-I1 wird Europa und Afrika aus dem Weltall beobachten – und das mit einer doppelt so hohen zeitlichen und räumlichen Auflösung wie seine Vorgänger“, erklärt Dr. Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR mit Sitz in Bonn. „Der Wettersatellit wird zudem in der Lage sein, lokale Unwetter zu identifizieren und auch Blitze zu erkennen. Damit wird die Wettervorhersage von der großräumigen Vorherhersage einen weiteren Schritt hin zur regionalen (Un-)wettervorhersage machen“, betont Pelzer. Neben einer frühzeitigen Erfassung von Gewittern ermöglichen die MTG-I-1 Daten auch, Nebel und Waldbrände automatisch zu erkennen. Damit werden physikalische Phänomene, wie Winde und Blitze wesentlich genauer beobachtet, um zum Beispiel Unwetter zuverlässiger vorhersagen zu können.

„Das zentrale Instrument auf MTG-I1 ist der sogenannte Flexible Combined Imager (FCI). Er hat 16 Spektralkanäle und eine Auflösung von 500 bis 2000 Metern, je nach Kanal und Betriebsmodus“, erläutert Thomas Ruwwe, MTG-Programm-Manager in der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR. Die Bildfrequenz für Aufnahmen der ganzen Erdscheibe liege bei zehn Minuten, im so genannten Rapidscan-Modus werde Europa in nur 2,5 Minuten mit erhöhter geometrischer Auflösung abgescannt. Der neuste europäische Wettersatellit liefere damit eine doppelt so hohe zeitliche und räumliche Auflösung sowie eine hundertfach höhere Datenrate als die Vorgängergenerationen. […] Nach dem Start von MTG-I1 beginnt die sogenannte LEOP-Phase (Launch and Early Operation Phase), in der der Satellit seinen Zielorbit erreicht, die Solargeneratoren öffnet und die Kommunikationssysteme in Betrieb nimmt. In der nachfolgenden “Commissioning”- Phase werden die Instrumente eingeschaltet, getestet und kalibriert, um die Algorithmen zur Auswertung der Daten anzupassen. Etwa ein Jahr nach dem Start beginnt die Betriebsphase von MTG-I1. Dann werden die Datenprodukte an alle europäischen Wetterdienste, darunter der Deutsche Wetterdienst, innerhalb weniger Minuten nach der Aufnahme übermittelt. Der Satellit wird zu diesem Zeitpunkt in “Meteosat-12” umbenannt.

Vollständige Quelle: DLR