KWR, Kölner Wissenschaftsrunde

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Einschätzung der Inflationsrate

Bevölkerungsgruppen sind sich über Ursachen uneinig

Mitglieder unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen sind sich uneinig, welche Faktoren den derzeitigen Inflationsanstieg verursachen und wie sich der Trend in den kommenden Monaten weiterentwickeln wird. Das ist die zentrale Erkenntnis einer repräsentativen Umfrage eines Forschungsteams um die Ökonomen Professor Dr. Christopher Roth und Peter Andre, Mitglieder des Exzellenzclusters ECONtribute: Markets & Public Policy der Universitäten Bonn und Köln. Das Team fand heraus, dass Ökonom*innen, Manager*innen und Haushalte die Situation je nach Narrativ unterschiedlich einschätzen.

Während die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten im Januar 2021 noch 1,4 Prozent betrug, lag sie im November bereits bei 6,8 Prozent – so hoch wie seit Dezember 1990 nicht mehr. Kurz nach Bekanntgabe der Zahlen befragten die Forschenden Mitte November US-amerikanische Ökonom*innen, Haushalte und Manager*innen zu ihren Inflationserwartungen. Unter anderem sollten die Teilnehmenden erklären, welche Faktoren ihrer Meinung nach die hohe Inflation bedingen. Insgesamt nahmen 1.029 repräsentative Haushalte, 163 Manager*innen und 104 Ökonom*innen an der Umfrage teil.

Während die befragten Ökonom*innen gleich mehrere potenzielle Inflationstreiber auflisten, fokussieren sich Manager*innen und Haushalte eher auf einzelne Erklärungen. Zwar listen auch letztere Gruppen angebotsseitige Faktoren wie Unterbrechungen der Lieferketten, fehlende Arbeitskräfte und die Energiekrise auf, allerdings sehen viele die Verantwortung bei der Politik. So machen Haushalte unter anderem Fehlentscheidungen der US-amerikanischen Regierung, die Pandemie an sich oder Firmen, die ihre Profite steigern wollen, für die Teuerungsrate verantwortlich. Potenzielle Inflationstreiber auf der Nachfrageseite, wie eine lockere Geldpolitik oder gestiegene Staatsausgaben, werden fast ausschließlich von Ökonom*innen genannt. […]

Eine Untersuchung der Erwartungen von Haushalten und Firmen zur Inflation ist unter anderem wichtig, weil wirtschaftswissenschaftlichen Modellen zufolge diese Erwartungen die Inflation ihrerseits beeinflussen. „Wenn etwa die Haushalte als Konsequenz nach höheren Löhnen fragen, steigen die Preise theoretisch weiter an und die Inflation verselbstständigt sich“, erklärt Christopher Roth. Mit ihrer neuesten Studie wollen die Forschenden mehr darüber lernen, wie Inflationsnarrative und Erwartungen zusammenhängen. […]

Vollständige Quelle: Universität zu Köln