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© DLR (CC-BY 3.0)
Untersuchung von Atmosphäre und Meereis
DLR-Kamera liefert Luftaufnahmen der Eisflächen
Aktuell finden erstmals seit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wieder Flüge der Forschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 vom Flughafen Longyearbyen auf Spitzbergen in die zentrale Arktis statt. Beide Maschinen fliegen im Rahmen der MOSAiC-Expedition unter Leitung des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) zur Untersuchung von Atmosphäre und Meereis. Mit an Bord: die hochauflösende Luftbildkamera MACS (Modular Aerial Camera System) sowie Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Besonders interessiert die Forschenden, wie sich die Dicke des untersuchten Meereises entwickelt und wie die Veränderungen der Eisflächen besser sichtbar gemacht werden können. Die zudem beteiligten DLR-Atmosphärenforscher wollen herausfinden, auf welche Weise sich Wolken über dem Arktischen Ozean bilden. […]
Vom Mount Everest in die Arktis
Die MACS-Aufnahmen aus der Luft ermöglichen es, automatisch den Eis-Bedeckungsgrad auf dem Wasser sehr hochaufgelöst zu bestimmen. Zudem helfen die optischen Aufnahmen den Forschern Rauigkeiten von Eis und Schnee abzuleiten, um beides besser charakterisieren und klassifizieren zu können sowie Prozesse im Meereis besser zu verstehen. Die nah-infraroten Aufnahmen dienen zur automatischen Detektion von Wasser und Eisschollen, die thermalinfraroten Bilder lassen Temperaturunterschiede zwischen Eis und Umgebung sowie überfrierende Risse besser erkennen. Durch die hohe Aufnahmerate von vier Bildern pro Sekunde ist es möglich, auch bei tiefen Flügen von nur 100 Metern über Grund lückenlos alles aufzunehmen, was sich unter dem Flugzeug befindet. Es können Details von bis zu zwei Zentimetern Größe erkannt werden. […]
Tropfengrößenverteilung und Analyse von Eiskristallformen für die Wolkenforschung
Während Polar 6 das Meereis des Arktischen Ozeans vermisst, konzentriert sich die Crew der Polar 5 auf die Untersuchung der Atmosphäre und der Wolken über dem Arktischen Ozean. Von vorhergehenden Untersuchungen weiß man, dass Wolken maßgeblich zur rasanten Erwärmung der Arktis beitragen. Moderne Atmosphärenmodelle aber unterschätzen bislang den Einfluss der Wolken und simulieren ihn noch zu unpräzise. Aus diesem Grund vermisst das Team aus Forschenden des AWI, des DLR sowie der Universitäten Leipzig, Bremen, Köln, Mainz und Clermont Auvergne die Luftmassen großräumig über dem Arktischen Ozean und untersucht im Detail alle für die Wolkenbildung relevanten Faktoren. „An Bord von Polar 5 messen wir mikrophysikalische Wolkeneigenschaften wie Tropfengrößenverteilung, Phase, Eis- und Flüssigwassergehalt sowie die Eiskristallformen“, erklärt Valerian Hahn vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre. „Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt auf arktischen Mischphasenwolken“, ergänzt Manuel Moser desselben Instituts. Die Forschenden folgen bei ihren Messungen in der arktischen Luft unter anderem auch der Route, die zuvor der Forschungseisbrecher Polarstern im Rahmen der MOSAiC-Kampagne genommen hat.
Vollständige Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)