Do. 13.02.2025
Diplomausstellung: Leonie Hoh
Die Kunsthochschule für Medien (KHM) zeigt eine Installation der Diplomandin Leonie Hoh zu den Folgen der chilenischen Militärdiktatur im Studiofoyer.
In ihrer Diplominstallation setzt Leonie Hoh sich mit den Folgen der chilenischen Militärdiktatur auseinander und stellt dabei die Frage, ob die Prozesse des Erinnerns und Erzählens zu einer Wiedergutmachung beitragen können.
Als das chilenische Militär am 11. September 1973 gegen die demokratisch gewählte, sozialistische Regierung der Unidad Popular unter Präsident Salvador Allende putschte, waren I. Guzmán und M. Aguilera ein junges Ehepaar, Eltern dreier kleiner Kinder und Mitglieder der Kommunistischen Partei Chiles.
Als Werksleiter der verstaatlichten Kupfermine Andina hatte M. außerdem einen strategisch wichtigen Posten inne. Wenige Tage nach dem Putsch geriet er in Haft, während I. mit den Kindern nach Santiago flüchtete. Nach zwei Jahren Gefangenschaft gelang es der Familie, M.s Freilassung zu erwirken – jedoch nur unter der Bedingung, das Land zu verlassen.
Die Erlebnisse jener Zeit prägen die Familie bis heute, auch die Biografie von Hohs Partner G. – dem Enkel von I. und M. Im Jahr 2023, 50 Jahre nach dem Putsch, reiste Hoh deshalb nach Chile und befragte die Großeltern ihres Partners in Langinterviews zu ihren Erlebnissen.
Ausgehend von diesem dokumentarischen Material spürt La casa es chica, pero el corazón es grande in einer multidisziplinären Arbeit, bestehend aus einem gleichnamigen literarischen Text und der Installation Tu crees que no me duele esta conversación? [Glaubst du etwa, diese Unterhaltung tut mir nicht weh?] den Prozessen des Erinnerns, Erzählens und Schreibens nach.
Monatelang stickte Hoh in mühsamer Handarbeit I.s autobiografische Erzählungen auf ein Bettlaken. Das Sticken – eine Kulturtechnik, die u.a. in der Geschichte der kollektiven Erinnerung und Wissensweitergabe verwurzelt ist – bildete den Versuch einer Wiedergutmachung im Akt des Erinnerns und Erzählens.
Die unvernähten Fäden auf der Rückseite des Stoffes offenbaren jedoch die Vergeblichkeit dieses Versuchs. Sie greifen auf, wie die komplizierte Verstrickung familiärer Tragödien, persönlicher Versäumnisse und der Erfahrung von politischer Gewalt und Unterdrückung ungeordnet bleibt – auch nachdem die Familiengeschichte in eine augenscheinlich saubere und begreifliche Erzählung gewebt wurde.
Sowohl im Prozess des Stickens als auch im Prozess des Schreibens versucht sich La casa es chica, pero el corazón es grande an einer Wiedergutmachung und zeigt dabei die Bedeutung der im Privaten erlittenen Folgen der Diktatur auf – und wie Irreparables letztlich irreparabel bleibt.
Weitere Veranstaltung der KHM unter: https://www.khm.de
Wann
13.02.2025
17:00 – 20:00 Uhr
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Wo
Kunsthochschule für Medien (KHM), Studiofoyer, Filzengraben 2-4, Innenhof, 50676 Köln
Kosten
Eintritt frei
Anmeldung
Nicht notwendig
Veranstalter
Kunsthochschule für Medien (KHM)