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Der Fußball und die Leiste

Biomechanische Ursachen für Verletzungen

Verletzungen gehören zum Fußball wie der Ball und das Tor. Rund 83 Prozent aller Spieler verletzen sich im Saisonverlauf mindestens ein Mal. Die zweithäufigste Muskelverletzung im Fußball sind Adduktorenverletzungen – Verletzungen der Oberschenkelinnenseite. Expert*innen gehen davon aus, dass schnelle Richtungswechsel und Schussbewegungen mit der Innenseite des Fußes das Risiko von Leistenverletzungen erhöhen. Ob das stimmt, hat Thomas Dupré untersucht. Der 31-Jährige ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biomechanik und Orthopädie und promoviert zum Thema „Biomechanische Ursachen für Verletzungen im Kindes- und Jugendalter“.

Aus einer geöffneten Flügeltür fliegt im hohen Bogen ein Fußball in die Leichtathletikhalle der Sporthochschule. Was auf den ersten Blick wie ein Versehen wirkt, ist Teil eines Versuchsaufbaus. Die geöffneten Türen gehören zum Laborraum des Instituts für Biomechanik und Orthopädie, in dem sich ein Proband befindet. Seine Aufgabe: Er steht in einigen Metern Entfernung zu einer Rampe und wartet auf den Ball. Sobald der Ball angerollt kommt, soll er ihn mit der Innenseite möglichst schnell und fest nach draußen durch die offenstehende Tür schießen.

„Das Ziel unserer Studie war es, die Aktivität und Verkürzungsgeschwindigkeit der Muskeln Adductor longus und Gracilis sowie die Hüft- und Kniegelenkkinematik während des 90-Grad-Richtungswechsels und des Innenseitpasses zu untersuchen“, erklärt Studienleiter Thomas Dupré. Dazu wurden 13 männliche Fußballspieler mit 3D-Motion-Capturing und Oberflächen-Elektromyographie während der Ausführung der beiden Bewegungen untersucht. „Man kann sich das so vorstellen: Wir haben 28 retroreflektierende Marker mit doppelseitigem Klebeband an den knöchernen Referenzpunkten der Probanden angebracht, um die Kinematik der Teilnehmer zu erfassen. Die Teilnehmer trugen ihre eigenen Stollenfußballschuhe, wie sie es auch auf Naturrasen tun würden. Die Muskelaktivität wurde mit drahtlosem Oberflächen-EMG gemessen“, erläutert Dupré. Zwei in den Boden eingelassene Kraftmessplatten sammelten Bodenreaktionskräfte, die später zur Erkennung von Aufsetz- und Absetzvorgängen verwendet wurden sowie zur Berechnung der Drehmomente an den einzelnen Gelenken beim Richtungswechsel. Die Fläche, auf der die beiden Bewegungen ausgeführt wurden, war mit einem Kunstrasen der neusten Generation belegt. Auch die Kraftmessplatten wurden mit dem identischen Rasensystem abgedeckt.

Vollständige Quelle: DSHS