KWR, Kölner Wissenschaftsrunde

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© pixabay | KoalaParkLaundromat

Intelligente Matte

Matte erkennt Druckstellen und warnt Pflegepersonal

Ein Dekubitus, also ein Druckgeschwür, ist eine örtlich begrenzte Schädigung der Haut beziehungsweise des darunterliegenden Gewebes, die durch eine länger einwirkende Druck- und Scherbelastung entsteht. „Das Dekubitusrisiko in Kliniken liegt bei rund 30 Prozent, in Pflege- und Altenheimen sogar bei mehr als 50 Prozent. Durch die demographische Entwicklung ist in Zukunft mit einem Anstieg von Dekubitusfällen zu rechnen“, sagt Prof. Dr. Mohieddine Jelali vom Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik der TH Köln.

Um Druckgeschwüren vorzubeugen, müssen Patient*innen regelmäßig umgelagert werden. Für das Pflegepersonal ist das mit hohem Aufwand verbunden. Ziel des Forschungsprojektes war daher die Entwicklung eines Systems, welches das Pflegepersonal entlastet und mit dem sich gleichzeitig die Dekubitus-Prophylaxe effektiver gestalten lässt. Innerhalb der Anti-Dekubitus-Matte befindet sich ein Sensornetz, mit dem die Druckverteilung auf der Liegefläche gemessen wird. Ergänzt wird dieses durch mehrere Sensorelemente, die weitere relevante Messgrößen wie beispielsweise Eigenbewegungen, Temperatur und Feuchtigkeit erfassen. „Mit Hilfe der gemessenen Kennwerte kann das System mögliche Dekubitus-Gefahrenbereiche identifizieren, wie wir in einer Vorstudie ermitteln konnten“, so Jelali.

Sollte die Patientin oder der Patient über einen längeren Zeitraum einem erhöhten Dekubitusrisiko ausgesetzt sein, wird das Pflegepersonal über die Alarmfunktion einer mobilen App informiert, dass ein Umlagern notwendig ist. „Darüber hinaus wird mittels unserer intelligenten Auswertealgorithmen ein Zeitfenster ermittelt, in dem voraussichtlich eine Umlagerung notwendig sein wird. Dieses kann dann in der Arbeitsplanung entsprechend berücksichtigt werden“, erläutert Jelali.

Die intelligente Auflagematte kann auf der Matratze eines bereits vorhandenen Bettes angebracht werden. Dadurch entfällt die kostenintensive Anschaffung von speziellen Bettgestellen, die für vergleichbare Geräte häufig benötigt wird.

In weiteren Forschungsarbeiten soll die Matte optimiert und um zusätzliche Elemente ergänzt werden. „Wir haben im Vorhaben bereits wichtige Erkenntnisse gesammelt, um die Matte in einem weiteren Schritt mit speziellen Mikrostimulationsaktoren ausstatten zu können. Diese sollen in Bereichen mit erhöhter Dekubitusgefahr minimale Druckpunkte erzeugen und Patientinnen und Patienten somit zu mehr Eigenbewegung anregen. Das würde eine enorme Entlastung für das Pflegepersonal bedeuten“, sagt Jelali. […]

Vollständige Quelle: TH Köln