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VOICE

Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Sport

“Deine Stimme – dein Leben – deine Wahrheit” –  mit dieser Botschaft der ehemaligen irischen Schwimmerin Karen Leach wurde am Wochenende die Abschlusskonferenz des Projektes VOICE betitelt. Das von der EU geförderte Projekt “Voices for truth and dignity” wird von der Deutschen Sporthochschule Köln geleitet und verfolgt das Ziel, sexualisierte Gewalt im Sport wissenschaftlich aufzuarbeiten. Im Fokus stehen dabei die Berichte und Erfahrungen der Betroffenen. 135 Personen aus 16 europäischen Ländern nahmen an der Konferenz teil, um aus den Berichten von Betroffenen zu lernen, wie sexualisierte Gewalt im Sport entsteht, welche Unterstützungen Betroffene benötigen und wie Schutzmaßnahmen gestaltet werden sollten.

Im Zentrum des Projektes steht eine Interviewstudie mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt im Sport, die in sieben europäischen Ländern durchgeführt wurde. In ausführlichen Interviews haben insgesamt 72 Betroffene von ihren Gewalterfahrungen im Sport berichtet. {…}

So zeigen die Berichte von Betroffenen, dass ihr sportliches Umfeld von engen Abhängigkeitsverhältnissen, Vertrauen, hohem Selektionsdruck und einem streng disziplinierenden Umgang mit dem Körper geprägt war. Unter diesen Bedingungen werden sexualisierte Übergriffe im Sport mitunter jahrelang verdeckt. Nur knapp 40% der an der Studie beteiligten Betroffenen meldeten sich bei offiziellen Stellen im und außerhalb des Sports, um die Vorfälle anzuzeigen und Hilfe zu erhalten. Ernüchternd ist dabei das Fazit, dass einige Betroffene diese Hilfe nie erhielten, sondern die Sportvereine oder -verbände die Taten weiterhin verschwiegen, um ihrem guten Ruf nicht zu schaden.

“Was sehr verletzt, ist das Schweigen der Organisationen, nachdem du deine Erfahrungen geschildert hast”, so Dr. Colin Harris, ehemaliger Fußballspieler aus Großbritannien, der sich am VOICE-Projekt beteiligte.

Eine zentrale Forderung des Projektes ist somit, dass Sportorganisationen Vorfälle sexualisierter Gewalt differenziert aufarbeiten und dabei auch die Betroffenen beteiligen. Gloria Viseras, Mitglied der Steuerungsgruppe des Projektes und ehemalige spanische Olympiateilnehmerin im Turnen resümiert: “Die Teilnahme am Projekt VOICE hat uns Betroffenen geholfen, zu verstehen, wie stark unsere Stimmen sind und wie sehr wir dem Sport helfen können, sexualisierte Gewalt zu bekämpfen.” {…}

Vollständige Meldung der DSHS