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Trinken, Dampfen, Gamen

DAK-Gesundheitsreport 2019

2018 ist der Krankenstand in Köln gestiegen: Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen lagen um 0,2 Prozentpunkte über dem Vorjahresniveau. Mit 3,7 Prozent gab es in der Region einen deutlich niedrigeren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,3 Prozent). „Laut unserem Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 43 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Nordrhein-Westfalen wurde mit 5,7 Prozent in Gelsenkirchen und Bottrop verzeichnet, der niedrigste mit 3,6 Prozent in Gütersloh und in der Landeshauptstadt Düsseldorf“, berichtete Thomas Rückert, DAK-Gesundheit, Leiter Servicezentrum Köln, zu Beginn des Pressegespräches.

Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für Köln zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Den größten Anstieg gab es bei den Ausfalltagen auf Grund von Verletzungen und Vergiftungen. Hier wurde ein Zuwachs von fast 43 Prozentpunkten verzeichnet. Einen leichten Anstieg um drei Prozentpunkte gab es bei den Krankheitstagen durch Atemwegserkrankungen wie Bronchitis und Sinusitis. Sie belegen im Ranking der häufigsten Diagnosegruppen den dritten Rang. Mit einem Rückgang um zwei Prozent blieben die Fehlzeiten wegen Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems wie Rückenschmerzen die zweithäufigste Diagnose. Wie im Vorjahr auf Platz 1: die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen. Diese nahmen zwar um elf Prozent ab, machten jedoch mit 19 Prozent weiterhin den größten Anteil am Krankenstand aus.

Für das Schwerpunkthema Sucht wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Nordrhein-Westfalen aus – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5.000 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung gaben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen. Das Fazit: Hunderttausende Beschäftigte zwischen Rhein und Weser haben ein Suchtproblem. Konkret bedeutet das: Fast 1,2 Millionen Arbeitnehmer zeigen einen riskanten Alkoholkonsum – das ist jeder achte Beschäftigte. 19,3 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande sind zigarettenabhängig.

Laut DAK-Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen mit Hinweisen auf eine sogenannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. „Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 7,7 Prozent mehr als doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es mehr als dreimal so viele Fehltage“, berichtete Univ.-Prof. Dr. Stephan Bender, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik Köln.

Drei Viertel der direkten Krankmeldungen bei Suchtproblemen sind in Nordrhein-Westfalen auf Alkohol zurückzuführen. Laut DAK-Studie haben 13,3 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Männern beginnt das beispielsweise bei täglich mehr als zwei 0,3 Liter-Gläsern Bier, bei Frauen schon bei einem 0,3 Liter-Glas Bier pro Tag. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich fast 1,6 Millionen Erwerbstätige in Nordrhein-Westfalen Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol. Das riskante Trinken bleibt daher ein zentrales Problem im Westen, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagte Prof. Bender. Rückert ergänzte: „Sucht ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Wir wollen eine breite und offene Debatte anstoßen. Wir müssen hinsehen, hinhören und handeln, um Betroffene nicht allein zu lassen.“

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Vollständige Quelle: Uni Klinik