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© MPIfG | Matthias Jung

Pionierin der Nachkriegssoziologie

Richtungsweisende Arbeiten von Renate Mayntz für die Soziologie

Nach einer wissenschaftlichen Karriere, deren Anfänge durch die Erfahrungen aus der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit geprägt wurde, gilt Renate Mayntz heute als die Grande Dame der deutschen Soziologie. Als Gründungsdirektorin leitete sie von 1985 bis 1997 das Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Am 28. April 2019 feiert sie ihren 90. Geburtstag.

Renate Mayntz ist in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Forschungslandschaft: Sie ist eine herausragende Sozialwissenschaftlerin der Nachkriegsgeneration, die erste Gründungsdirektorin eines Max-Planck-Instituts und vermutlich eine von wenigen Forscherinnen und Forschern, die im Alter von über 80 Jahren noch wissenschaftlich aktiv sind. Die Arbeiten von Renate Mayntz auf den Gebieten der Gesellschaftstheorie, der politischen Steuerung, Politikentwicklung und -implementation sowie der transnationalen Regulierung gelten als richtungsweisend für die Soziologie.

Der Weg, den sie in ihrem wissenschaftlichen Schaffen zurückgelegt hat, verlief über die Organisationssoziologie, die Politikwissenschaften und schließlich die Gesellschaftsforschung. Ein zentrales Thema verbindet diese Forschungsphasen: das politische Element sozialen Handelns – der Versuch, gesellschaftliche Prozesse und Strukturen im spannungsreichen Wechselspiel mit oft machtvollen sozialen Dynamiken zu erklären und durch politische Steuerung bewusst zu gestalten.

Renate Mayntz’ Forschungsinteresse richtete sich stets auch auf die Fragen wissenschaftlicher Politikberatung. Bereits in den 1970er-Jahren hat sie in der Studienkommission zur Reform des öffentlichen Dienstrechts mitgearbeitet und war Mitglied im Senat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach dem Fall der Berliner Mauer hat sie bei der Auflösung und Umgestaltung der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mitgewirkt. Immer wieder hat sie sich für die innovative Gestaltung politischer und administrativer Entscheidungsverfahren in engagiert.

1984 erhielt Renate Mayntz von der Max-Planck-Gesellschaft den Auftrag zur Gründung des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung (MPIfG) in Köln, das sie bis zu ihrer Emeritierung 1997 zusammen mit dem Politikwissenschaftler Fritz W. Scharpf leitete. Unter der gemeinsamen Ägide wuchs das Institut zu einem interdisziplinären und internationalen Zentrum zur Erforschung der sozialen und politischen Grundlagen moderner Gesellschaften heran.

Vollständige Quelle: MPIfG