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Deutsches WM-Aus

Schadenfreude bei internationalen Fans

Vor allem bei ausländischen Fußballfans löste das frühe Ausscheiden der deutschen Fußballnationalmannschaft bei der WM in Russland Schadenfreude aus. Das hat die Psychologin Lea Boecker vom Social Cognition Center Cologne (SoCCCo) der Universität zu Köln in einer Studie zu emotionalen Reaktionen unterschiedlicher Gruppen auf das frühzeitige Ausscheiden der Deutschen bei der WM 2018 gezeigt.

Innerhalb von zwei Tagen nach dem Aus der DFB-Auswahl befragte Boecker 131 ausländischen Fans (hauptsächlich aus England) sowie 102 deutsche Fans. Die internationalen Fans empfanden mehr Schadenfreude und weniger Mitleid als die deutschen. Sie gaben an, die Niederlage als „befriedigend“ zu empfinden und „sich ein Lachen nicht verkneifen zu können“. Die Schadenfreude war umso stärker, je weniger die Probanden und Probandinnen die deutsche Nationalmannschaft mochten – sowohl die deutschen als auch die internationalen. Außerdem empfanden sie intensivere Schadenfreude, je dominanter sie die deutsche Mannschaft eingeschätzt hatten und je mehr sie fanden, dass der Misserfolg verdient war.

Die Studie zeigt außerdem, dass die deutsche Nationalmannschaft nach dem Ausscheiden aus dem Turnier an Ansehen und Dominanz verloren hat. Interessanterweise sank ihr Ansehen stärker in den Augen der deutschen Fans im Vergleich zu den ausländischen. Die deutschen Fans waren auch stärker der Meinung, dass das Ausscheiden verdient war.

Durch diese Ergebnisse kann die Psychologin allgemeine Rückschlüsse auf menschliches Verhalten ziehen: „Der öffentliche Ausdruck von Schadenfreude, wie er die letzte Woche in der internationalen Presse zu beobachten war, tritt vor allem bei Misserfolgen von Personen oder Gruppen mit einem hohen Status auf, die als dominant wahrgenommen werden“, so Lea Boecker. Der Ausdruck von Schadenfreude kann dazu dienen, diese Dominanz zu verringern. Das belegt auch eine Reihe kürzlich veröffentlichter Experimente, die Boecker gemeinsam mit Jens Lange von der Universität Amsterdam durchgeführt hat,  welche demnächst in der Fachzeitschrift „Emotion“ erscheint und bereits in einer Vorversion online verfügbar ist. In sieben Studien mit über 2.300 Teilnehmern und Teilnehmerinnen untersuchten sie, wie Menschen auf Misserfolge von Personen reagieren, die einen höheren Status haben als sie selbst. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen vor allem gegenüber Personen Schadenfreude empfinden, die bei Erfolgen Dominanz ausdrücken. Der öffentliche Ausdruck von Schadenfreude reguliert diese Dominanz unter.

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Vollständiger Artikel der Uni Köln