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COVID-19-Krise aus Sicht des ambulanten Sektors

Erste anonyme Onlinebefragung startet im Sommer

Im Rahmen einer BMBF-Ausschreibung zur COVID-19-Pandemie hat das Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) ein 18-monatiges Forschungsprojekt zur Lage und dem Umgang der niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen in Deutschland mit der Corona-Krise eingeworben. Das Projekt startet am 1. Juni 2020 und wird mit 149.000 Euro gefördert. Unter dem Projektnamen „The COVID-19 Crisis and its impact on the German ambulatory sector – the physicians view“ (COVID-GAMS) untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IMVR die COVID-19-Krise und ihren Einfluss auf den ambulanten Sektor in Deutschland. Sie stellen dabei die Sicht der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in den Fokus ihrer Untersuchung. Ziel des Forschungsprojekts ist es, die aktuelle Rolle des ambulanten Bereichs sowie die zukünftige Versorgung genauer zu untersuchen.

Grundsätzlich wird ein Großteil der medizinischen Grundversorgung in Deutschland im ambulanten Sektor erbracht. Auch bei der Versorgung von COVID-19-Patienten und Patientinnen trägt der ambulante Sektor quantitativ die Hauptlast. Bisherige Untersuchungen zur Pandemieprävention und -bekämpfung sind vor allem auf das Krankenhaus und den stationären Sektor fokussiert. Der ambulante Sektor und die Rolle von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sind bisher wenig erforscht.

Eine erste anonyme Onlinebefragung wird das IMVR noch im Sommer durchführen. Weitere Befragungswellen für eine Trendanalyse finden dann fünf Monate und 13 Monaten nach Studienbeginn statt. Da die unterschiedlichen Fachgebiete und Facharztgruppen mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert sind, werden neben Hausärztinnen auch Fachärzte aus den Bereichen Gastroenterologie, Kardiologie, Gynäkologie, Kinder- und Jugendmedizin, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde sowie Zahnärzte befragt. Insgesamt werden 18.000 im ambulanten Sektor tätige Ärztinnen und Ärzte der zuvor genannten Fachrichtungen eingeladen, an der Befragung anonym teilzunehmen. Die Auswahl erfolgt dabei deutschlandweit und zufällig.

Folgende Fragestellungen stehen bei der Trendanalyse im Vordergrund: 1. Welche organisationalen Herausforderungen in der Anpassung an die Krisensituation werden erlebt? 2. Welche wirtschaftlichen Herausforderungen für die Praxis zeigen sich? 3. Welche Auswirkungen auf die Patientenversorgung hat die Krise? 4. Welche interpersonellen Herausforderungen – im Team, im Privaten, aber auch im Patientenkontakt – bringt die Krise mit sich?

„Über die unmittelbare medizinische Versorgung hinaus ist der ambulante Sektor auch wesentlich in der Informationsübermittelung, der Angehörigeninformation, bei der Schutzmaßnahmenberatung und -prävention zu Covid-19 involviert“, sagt Institutsleiter Professor Holger Pfaff. „Zudem hat sich während der Corona-Krise der Besuch von Praxen und Spezialeinrichtungen verändert. Patientinnen und Patienten meiden nach Möglichkeit den ‚Gang zum Arzt‘ aus Angst vor einer Ansteckung. Das veränderte Inanspruchnahmeverhalten der Patienten kann, so die Annahme, langfristige Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Betroffenen und somit unser Gesundheitssystem haben.“ Die Studie soll ein fundiertes Bild zur aktuellen Rolle der ambulanten Versorgung in Deutschland unter COVID-19 liefern und Hinweise auf veränderte Behandlungsoptionen auch für zukünftige Versorgungsszenarien geben.

Vollständige Quelle: Uni Köln